FC Gloria @ frameout digital summer screenings 2015

IF SHE CAN SEE IT, SHE CAN BE IT – Vier Programme kuratiert von FC Gloria.

Zwei Boxerinnen und eine Stuntfrau, vier Ägypterinnen im Kampf auf der Straße und im Privaten, queere Burlesque-Performerinnen im Rampenlicht, eine Frau zwischen Amour Fou und Psychowahn und ein Lachanfall am Bügelbrett.

Wilbirg Brainin-Donnenberg kuratierte ein genreübergreifendes Programm aktueller österreichischer Filme von Frauen jenseits der viel zu oft gesehenen Genderklischees, das auch die faszinierende, international gefeierte Bandbreite hiesigen Filmschaffens zwischen Avantgarde, Essay, Dokumentar- und Spielfilm zeigte und Gelegenheit zum Gespräch mit den Regisseurinnen bot.

Location: Museumsquartier, Hof 8 | an den Boulebahnen, Eintritt frei, Open Air

Vielen Dank an frame[o]ut Festivalleiterin Martina Theininger für die Einladung, diese vier Programme zu kuratieren und somit Regisseurinnen und ihre Arbeit in den Mittelpunkt dieser Abende zu stellen.

10. Juli 2015, 21.30 Uhr – Eröffnungsnacht

Publikumsgespräch mit den Regisseurinnen Sasha Pirker und Ruth Kaaserer, Moderation Wilbirg Brainin-Donnenberg (FC Gloria, Kuratorin, Geschäftsführerin drehbuchforum wien)

LIVEPAN, AT 2013, 2 min., R: Sasha Pirker, no dialogues, mit Birgit Baldasti
Ein Lachanfall am Bügelbrett. Eine Reflexion über Alltagsroutine, Zeit, Humor und Kino.

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TOUGH COOKIES, AT / US 2014, 80 min., R: Ruth Kaaserer, OmdU, mit Tiffanie Hearn, Tree O’Toole, Jaci Trivilino
Boxen. Der archaische Männersport als Lebensmittelpunkt dreier junger Frauen, die sich schinden, die trainieren, die kämpfen. Sie sind keine Stars, aber sie wollen es werden. Dafür arbeiten sie, einsam, entschlossen, professionell. In abgefackten Gyms schlagen sie auf Sandsäcke und Sparringpartner ein, eine Analogie auf ihr Leben am Rand der amerikanischen Trailerparkkultur. Der glorreiche Underdog, der Pathos des schmutzigen Lorbeers hat hier keinen Platz. Der berührende Dokumentarfilm begleitet sie so unauffällig wie sie selbst sind, in respektvoller Distanz, in sorgfältig kadrierten Bildern, mit knappem Originalton, keine talking heads, keine larmoyanten Voiceovers.

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17. Juli 2015

21.00 Uhr: Publikumsgespräch mit Regisseurin Andrina Mračnikar, Moderation Wilbirg Brainin-Donnenberg (FC Gloria, Kuratorin, Geschäftsführerin drehbuchforum wien)

21.30 Uhr: MA FOLIE, AT 2015, 99 min., R: Andrina Mračnikar, dOF, mit Alice Dwyer, Sabin Tambrea, Gerti Drassl, Oliver Rosskopf u.a.
Seine lèttres filmées, die poetischen Handyfilmessays des Pariser Urlaubsflirts halten ihre wohlige Erinnerung solange am Köcheln bis er selbst nach Wien kommt. Aus der Liebelei entfacht sich eine lodernde amour fou. Sie begegnet seinen wachsenden Besitzansprüchen, seiner Eifersucht mit aller ihrer Kraft. Die Handyfilme werden stalking tools, sie lösen Paranoia aus, ihre Panik wird zum Alltag. Die filmische Reflexion einer unbeherrschbaren Leidenschaft auf den beiden cinematographischen Medien verleihen Andrina Mračnikars Spielfilmdebüt alle Attribute eines faszinierenden Psychothrillers.

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31. Juli 2015

21.00 Uhr: Publikumsgespräch mit Regisseurin Alexandra Schneider und Produzentin Daniela Praher, Moderation Wilbirg Brainin-Donnenberg (FC Gloria, Kuratorin, Geschäftsführerin drehbuchforum wien)

21.30 Uhr: PRIVATE REVOLUTIONS – JUNG, WEIBLICH, ÄGYPTISCH, AT 2014, 98 min, R: Alexandra Schneider, Englisch/Arabisch mit dUT, mit: Sharbat Abdullah, Fatema Abouzeid, Amani Eltunsi, May Gah Allah
Vier junge Frauen kämpfen in der patriarchalischen ägyptischen Gesellschaft für Veränderung und mehr Gerechtigkeit. Sharbath demonstriert mit ihren Söhnen auf der Straße für eine bessere Zukunft und erhebt die Stimme gegen Ehemann und System; Fatema engagiert sich neben Haushalt und Studium bei der Muslimbruderschaft; May gibt ihre Karriere als Bankerin für ein Entwicklungsprojekt im diskriminierten Nubien auf; und Amani tritt als Radiomacherin offen für mehr Frauenrechte ein. Eine spannende Dokumentation weiblicher Lebensrealitäten im „Ägyptischen Frühling“.

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28. August 2015

21.00 Uhr: Publikumsgespräch mit Regisseurin Katrina Daschner

Personale Katrina Daschner
Mutter mit Marmelade 1998
Tanz 2000, 1999/2000
Me and me in Alsergrund – Das sexuelle ist das Reich des Politischen, – es gibt keine Verbindlichkeiten 2003
Hafenperlen 2008
Parole Rosette 2012
Hiding in the lights 2013
Powder Placenta 2015 (Wien Premiere)

Katrina Daschner als Bauchtänzerin mit Bart 15 Jahre vor Conchita Wurst, als Habourgirl und Glamourpearl, als Diva der neuen Burlesque Bewegung beklatscht von queerem Chor oder im amüsanten Mutter-Tochter Rollenspiel. Der kleine Querschnitt durch das filmische Schaffen der Performancekünstlerin und Otto-Mauer-Preisträgerin ist eine humorvolle und kluge Reflexion mit Gesten und Blicken zu Genderstereotypen und Machtverhältnissen, ihren Codes und Konventionen. Von frühen trashigen Videos zu präsize choreographierten und kadrierten Hochglanzbildern, von queeren Paraden im Bühnenraum zu Fabelwesen in Tableaux Vivants der Kunst- und Naturwelt als Teile einer geplanten filmischen Oper nach Schnitzlers Traumnovelle. Applaus!

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