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Szenenbildnerin / Filmarchitektin

Die Szenenbildnerin ist die künstlerisch und konzeptionell eigenverantwortliche Gestalterin des räumlich-visuellen Erscheinungsbilds eines Filmwerks. Durch die von ihr in Szene gesetzten Landschaften, Räume und Gegenstände verbildlicht sie die einer Geschichte innewohnenden Emotionen. Das Tätigkeitsfeld der Szenenbildnerin umfasst alle Bereiche der Gestaltung szenischer Räume von Film und Fernsehen.

Die Szenenbildnerin arbeitet eigenschöpferisch und eigenverantwortlich an der Gestaltung eines Filmes, indem sie den Raum für das Spiel der Schauspielerinnen und die Bewegung der Kamera kreiert. Das Ergebnis dieses kreativen Prozesses drückt sich nicht nur im Aussehen eines Filmes, sondern ebenso in dessen atmosphärischer Stimmung aus. Ihre szenischen Entwürfe vermitteln zwischen Kostümbildnerin, Regisseurin und Kamerafrau auf der einen Seite, und der Produktionsrealität (Finanzierung, Verfügbarkeit von Ressourcen, etc.) andererseits.

Das Szenenbild reflektiert die Emotion und Stimmung der einzelnen Szenen und überträgt diese in die Gestaltung der Räume; hierbei hat das Bild nicht nur den geographischen, kulturellen und geschichtlichen Hintergrund der sozialen Lage der Charaktere abzubilden, sondern auch ihre psychische Dimension auszudrücken. Neben der Interpretation des Gehalts der einzelnen Szenen, gibt die Szenenbildnerin vor allem dem gesamten Filmwerk ein in sich schlüssiges Erscheinungsbild, das sie über den gesamten Produktionsprozess im Auge behalten muss.

AUFGABEN

Jeder Film stellt unterschiedliche Anforderungen. Deshalb liegt es in der Verantwortung der Szenenbildnerin, ihr Team für einen reibungslosen Ablauf des jeweiligen Projektes zusammenzustellen. Für die Größe eines Art Departments gibt es keine allgemeingültige Regel. Die zu erzählende Geschichte, ihr Umfang und deren Anforderungen, erfordern flexible Teamzusammenstellungen.

Das Art Department mit seinen wichtigsten Positionen:
Szenenbildnerin (Productiondesignerin)
Szenenbildassistentin
Art Director
Technische Zeichnerin
Illustratorin
Grafikerin
Requisiteurin Außen/ Innen
Requisitenfahrerin
Setdecorator
Setdresserin
Baubühne am Set
Locationscout

Auftragserteilung und Arbeitsbeginn:
In der Regel spricht eine Herstellungsleiterin oder Regisseurin eine Szenenbildnerin an, um sie für ein Projekt zu gewinnen. Nach dem ersten Lesen des Drehbuches oder des Treatments wird die Szenenbildnerin ein Gespräch mit der Produzentin über den Arbeitszeitraum und Vertragsdetails führen. Daneben werden der benötigte Aufwand und die Größe des Art Departments besprochen.

Auch wenn als Arbeitsgrundlage zu dieser Zeit meist ein Treatment oder eine Frühfassung des Buches dient, benötigt die Produzentin Angaben über die zu erwartenden Kosten des Szenenbilds. Ist die Szenenbildnerin rechtzeitig in das Filmprojekt eingebunden, können auf Grund ihrer Einschätzungen noch wesentliche Optimierungen zur Realisierung des Projektes erzielt werden.

Arbeitsvorbereitung und Recherche:
Das Szenenbild ist neben dem Kostümbild das formgebende Element für die Darstellung der Epochen und des zeitlichen Kontexts, in dem die Filmhandlung spielen soll. Aus dem Studium des Drehbuches, seinem Text und Subtext lässt sich ein Anforderungskatalog entwickeln, mit dem Ziel, die Handlungs- und Spannungsbögen und die Figurenzeichnungen szenisch zu unterstützen.

Konkret werden zunächst Motivlisten angelegt, Set Beschreibungen, Quellenstudien und Recherchen für die szenische Ausstattung gemacht. Historische und soziale Hintergründe zum Filmthema werden analysiert und erste Entwürfe angefertigt.

Entwurf und Konzept:
Die Architektin plant und errichtet Gebäude für eine zweckmäßige Nutzung. Die Szenenbildnerin plant und erschafft Räume und Landschaften im Hinblick auf ihre Stimmung und Atmosphäre. Erste Vorentwürfe sind die früheste konkrete Sichtbarmachung der im Drehbuch noch abstrakten filmischen Räume. Sie dokumentieren die künstlerische Konzeption der Szenenbildnerin und dienen als anschauliche Diskussionsgrundlage zwischen Szenenbild, Regie und Kamera.

Motivsuche:
Die Organisation der Suche nach den geeigneten Drehorten gehört mit zu den ersten Aufgaben der Szenenbildnerin. Die Auswahl der geeigneten Motive erfolgt nach künstlerischen und technischen Gesichtspunkten. Die Szenenbildnerin muss über ein künstlerisch geschultes Auge verfügen, um in genauer Kenntnis des Drehbuches frühzeitig entscheiden zu können, ob sich Szenen am vorgeschlagenen Motiv realisieren lassen. Sie beurteilt, inwiefern das Motiv die ANFORDERUNGEN mit sich bringt, nach Umbau und Gestaltung filmisch tauglich zu sein. Dazu kommt ihre Einschätzung bezüglich der Realisierbarkeit in produktionstechnischer Hinsicht (Logistik, technischer Aufwand, Kosten) und die Beurteilung der Realisierungsmöglichkeiten von digitalen Effekten (VFX).
Anhand von Skizzen, Modellen und Plänen lassen sich mögliche Einstellungen visualisieren und im Vorfeld mit der Regisseurin besprechen.

Ausführungsplanung:
Mit der Festlegung der Drehorte werden die Szenenbildentwürfe auf Grundlage der Vorentwürfe ausgearbeitet. Diese Arbeit umfasst vollständige und maßstäbliche Konstruktionszeichnungen in einer, den jeweiligen Bauten entsprechenden, Detailgenauigkeit. Für Spezialkonstruktionen und Klärung notwendiger ingenieurbautechnischer Fragestellungen, wie Statik und Standsicherheit, werden
Sonderfachleute eingeschaltet. Alle Ausführungsüberlegungen erfolgen unter Beachtung größtmöglicher Wirtschaftlichkeit und unter Wahrung der höchstmöglichen künstlerischen Qualität.

Analoge und digitale Tricktechnik:
Mit der Weiterentwicklung der Filmtechnik ist neben klassischer analoger Trickeffekte die Kenntnis von VFX (Visual Effects) und CGI (Computer Generated Imagery) für die Szenenbildnerin unerlässlich. Selbst bei kleineren Fernsehfilmen wird es mehr und mehr üblich mit computergenerierten Elementen zu arbeiten. Oft werden so zum Beispiel Hintergründe ergänzt, Gebäude verändert oder Wetterstimmungen bestimmt. Die Szenenbildnerin muss die technischen Möglichkeiten kennen, um den VFX Technikern die Idee des Gesamten vermitteln zu können und zwar so, dass die Kontinuität ihres Gestaltungskonzepts gewahrt bleibt.

Realisation:
Die Szenenbildnerin überwacht die Ausführungsqualität und den termingerechten Arbeitsfortschritt aller für den Film notwendigen szenischen Arbeiten. Die kontinuierliche Optimierung der Arbeitsprozesse ist unerlässlich.

Einrichtung und Requisiten:
Die von der Szenenbildnerin konzeptionierte Einrichtung eines Raums und die millieuspezifische Auswahl an Requisiten sind zentrale Bestandteile der Dekoration. Sie gehören zur filmischen Bildsprache, schaffen Atmosphäre und dienen der Glaubwürdigkeit der Charaktere.

Kostenschätzung und Kostenkontrolle:
Die Szenenbildnerin verwaltet einen Etat, der üblicherweise bei 10 bis 20 % der gesamten Produktionskosten liegt. Bei aufwändigeren Filmen kann dieser Prozentsatz um ein Vielfaches höher liegen. Neben der Kostümbildnerin ist die Szenenbildnerin die einzige am Filmwerk beteiligte Kreative, der verantwortlich einen eigenen Etat verwaltet. Da das Szenenbild einen Großteil des Gesamtbudgets ausmacht, ist eine effiziente Kostenschätzung und Kontrolle unabdinglich. Es bedarf genauer Planung. Keine noch so gute Kalkulation kann alle Unabwägbarkeiten des Filmgeschäfts im Vorfeld einbeziehen. Ein seriös aufgestelltes Planungs- und Ausführungsteam schafft größtmögliche Effizienz im Bereich der Aufgabenverteilung und Kostenkontrolle.

Dreharbeiten:
Am Drehort ist die Szenenbildnerin verantwortlich für letzte Anpassungen der Dekoration. Sie leitet die Arbeit der Requisiteurinnen, des Set Decorators und Set Dresserinnen. Sie stellt sicher, dass die realistische Umsetzung der dramaturgisch notwendigen Atmosphäre gewährleistet ist. Parallel dazu gilt es für die folgenden Motive den Vorbau zu überwachen und für eine dem Drehplan entsprechende Fertigstellung zu sorgen. Im weiteren Verlauf der Dreharbeiten ist der Abbau der Dekorationen und Rückbau der Motive zu organisieren und zu kontrollieren.

Abwicklung:
Die Szenenbildnerin hat nach Abschluss der Dreharbeiten den von ihr verwalteten Etat in einem finalen Kostenstand darzustellen. Dem voran geht der Rückbau der Motive inklusive der Rücklieferung sämtlicher Möbel und Requisiten sowie die Einholung und Prüfung der noch ausstehenden Rechnungen. Abschließend gilt es gestalterisch relevante Informationen den an der Postproduktion Beteiligten zu vermitteln.

ANFORDERUNGEN

Gute Allgemeinbildung, technisches Verständnis und Stilgefühl sind erstrebenswerte persönliche ANFORDERUNGEN. Die Kenntnisse von Aufnahmetechnik und Aufnahmematerial, klassischer als auch digitaler (Trick) Technik und Nachbearbeitung sind dabei ebenso wichtig wie Kenntnisse von Grundlagen der Dramaturgie und der filmischen Szenenauflösung. Kenntnisse der Architektur, Kultur und Millieukunde sind Voraussetzung für eine authentische Darstellung der jeweiligen Epoche und des Filmgenres.

AUSBILDUNG

Anders als die Berufsbezeichnung „Architektin“ ist die Berufsbezeichnung „Szenenbildnerin“ nicht gesetzlich geschützt. Szenenbildnerinnen haben meist eine Ausbildung in einem artverwandten künstlerisch-technischen Beruf absolviert, wie Architektur oder Innenarchitektur, oder sie kommen aus einer der freien Künste wie Malerei und Bildhauerei.

Der klassische Weg in die Berufsbranche war lange Zeit nur der Quereinstieg, beginnend als Praktikantin über einige Assistenzen bei einer Szenenbildnerin, bis hin zu kleineren selbst durchgeführten Filmen. Erst seit ca. 20 Jahren gibt es Studiengänge an verschiedenen Hochschulen in Deutschland sowie private Fortbildungsinstitutionen.

Die Ausbildungsstätten setzen häufig zumindest ein abgeschlossenes Grundstudium in artverwandten Bereichen voraus. Nach Abschluss eines Studienganges ist das Sammeln von praktischer Erfahrung im Produktionsalltag unumgänglich.