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Kostümbildnerin

Letzte Adaptionen der Maskenbildnerin Béatrice Stephany für das Kostüm von Uli Simon am Set von MappaMundi, © Bady Minck/ Amour Fou

Kostümbildernin Monika Buttinger

Die Kostümbildnerin ist die künstlerisch und konzeptionell eigenverantwortliche Gestalterin sämtlicher Kostüme eines Filmwerkes, im Einzelnen wie in der Gesamtheit ihrer Erscheinung und Darstellung. Das Kostümbild ist das Ergebnis eines individuellen Schöpfungs- und Entwicklungsprozesses, der sich durch die gesamte Produktionszeit eines Filmwerkes hindurch fortsetzt.

Die Kostümbildnerin bestimmt maßgeblich das visuelle Erscheinungsbild der im Film agierenden Figuren und gestaltet das Gesamtkunstwerk Film mit. Die Kostümbildnerin realisiert im Dialog mit der Regisseurin, der Szenenbildnerin, der Kamerafrau und den Schauspielerinnen die Umsetzung geschriebener Inhalte, Geschichten und Gegebenheiten in visuell erfassbare Lebenswelten.

Sie leistet selbständig die Realisierung des Kostümbildes als Teil des gesamten Filmwerkes, von den allerersten Schritten der formalen Rollen- und Charakterfindung über die Umsetzung des daraus zu erarbeitenden Kostümkonzeptes, dessen Weiterentwicklung und Vervollständigung während der Drehzeit bis hin zur Auflösung und Abwicklung der Kostümabteilung nach Beendigung der Dreharbeiten.

Die Kostümbildnerin verantwortet ihren mit der Produktionsfirma abgesprochenen Etat, die Führung der Mitarbeiterinnen der Kostümabteilung inklusive der kostümspezifischen Zulieferinnen und Herstellerinnen und gewährleistet in enger Zusammenarbeit mit allen anderen Abteilungen einer Filmproduktion den reibungslosen Ablauf der Dreharbeiten in ihrem Bereich.

AUFGABEN

Vor der Drehzeit:
Nach dem ersten Lesen des Drehbuches oder Treatments führt die Kostümbildnerin Gespräche mit der Produktion über Vertragsangelegenheiten, Zeitplanung und Umfang bzw. Zusammenstellung der Kostümabteilung, Größe, Lage und Ausstattung der von der Produktion bereitzustellenden Kostümräume. Falls nicht bereits geschehen, bespricht die Kostümbildnerin mit der Regisseurin die Eckpunkte der Handlung und Anlage des Drehbuches.

Die szenen- und charakterweise Aufschlüsselung des Drehbuches, die Einordnung der Handlung in eine bestimmte Epoche, ein Milieu, eine Stimmung, ein Lebensgefühl, kurz: der Kontext der Handlung bildet die Grundlage für die Entwicklung lebendiger, echter Figuren. Gespräche mit der Szenenbildnerin bringen Austausch und Ergänzung zu den imaginären Welten und Lebensräumen des entstehenden Filmwerkes.

Konkrete Recherchen zum Thema des Filmes, der Historie, den Menschen der Zeitgeschichte, bestimmten Gegebenheiten oder besonderen Anforderungen finden in Museen, allgemeinen und spezialisierten Bibliotheken, Archiven, im Internet und „auf der Straße“ statt.

Stimmungsbilder, sog. Mood Boards, werden zusammengestellt und enthalten neben Ergebnissen der Recherche erste Kostümentwürfe, Collagen, Fotos, Stoffe und andere Materialen. Diese Sammlung visualisiert die ersten Schritte in der Entstehung des Kostümbildes und beginnt, die Figuren der Handlung „sichtbar“ zu machen.

Auf Grundlage der ersten Entwürfe von Kostüm- und Szenenbild werden sich Kostümbildnerin, Szenenbildnerin, Regisseurin und Kamerafrau über das optische Konzept des Filmwerkes abstimmen.

Nach Maßgabe der Regisseurin bzw. der Produzentin können diese Vorentwürfe auch den Redaktionen auftraggebender Sender vorgestellt werden.

Die Kostümbildnerin erstellt eine vorläufige Kostenschätzung und bespricht sich mit der Produktionsleitung über den Kostümetat bzw. notwendige und zu diesem Zeitpunkt noch mögliche Anpassungen und Einsparungen, z.B. die Anzahl zu bekleidender Statistinnen, Stuntleute, Doubles o.ä. betreffend.

Je nach Umfang des Projektes nimmt das Team der Kostümabteilung seine Arbeit auf: Assistentinnen sind die nächsten Mitarbeiterinnen der Kostümbildnerin, übernehmen den größten Teil der Organisation in der Kostümabteilung, fungieren als Schnittstelle zu den anderen Departments und sind der Kostümbildnerin wichtige Unterstützung im kreativen Prozess des Kostümbildes und dessen Umsetzung.

Costume Supervisor leiten bei großen Projekten die Kostümabteilung logistisch und organisatorisch, dokumentieren und überwachen das Budget.

Die praktische Umsetzung des Kostümkonzeptes hat, je nach Art und Spielzeit des Projektes, unterschiedliche Schwerpunkte. Die Kostümbildnerin leiht und kauft, färbt und patiniert, zerstört und repariert, besucht Flohmärkte und lässt anfertigen.

In jedem Falle: man entwirft, sucht, findet, kombiniert Stoffe, Einzelteile, ganze Kostüme, Accessoires, Schuhe. Die Kostümbildnerin bespricht sich mit den Schauspielerinnenn über deren körperliche, figürliche Eigenheiten sowie die Eigenheiten der Rolle, überprüft vor, während und nach den Anproben die Wirkung und Zusammenstellung der Kostümteile, entwickelt Ideen weiter, addiert, komplettiert und rundet das Gesamtbild Stück für Stück ab.

Die Kostümanproben gehören mithin zum spannendsten und dynamischsten Teil der Kreativarbeit, haben in ihrem Verlauf und in ihrem Ergebnis Einfluss auf Dramaturgie der Geschichte und Rollenfindung der Figuren. Das Kleidungsstück wird zum Kostüm, die Ganzheit der Kostüme zum Kostümbild, wenn mit den Personen, dem Szenenbild, der Inszenierung und dem Blickwinkel auf die Szene ein glaubwürdiges, homogenes Ganzes entsteht, ohne die Individualität der Charaktere zu verraten.

Diese Glaubwürdigkeit der Kostüme im Spannungsfeld der Figuren und Räume wird perfektioniert, indem auch alle Kleinrollen und Statistinnen als wichtige und relevante Vermittler einer Epoche, eines Milieus ausgestaltet und wahrgenommen werden.

Die Kostümbildnerin setzt den kreativen Prozess und die laufende Weiterentwicklung am Gesamtbild während der gesamten Produktionsdauer fort.

Heutige Produktionsabläufe und Zeitvorgaben erfordern die laufende Weiterarbeit an einem zuvor sorgfältig konzeptionierten Mosaik, das erst mit dem letzten gedrehten Bild und dem letzten angedrehten Kostüm des Filmwerkes vollständig ist.

Während der Drehzeit:
Die Kostümbildnerin wird ihre Arbeit im Hinblick auf neue Rollen und Drehorte, geänderte Szenen etc. laufend überprüfen und gegebenenfalls anpassen oder ihrerseits auf eine nötige Anpassung in einem anderen Bereich hinwirken.

Jeder Vorgang in Bezug auf die Beschaffung der Kostüme, sei es Kauf oder Miete, muss durch Unterlagen wie Liefer- oder Rücklieferscheine, Kaufbelege, Verbleibnachweise etc. lückenlos nachvollziehbar und belegbar sein. Abgedrehte und nicht mehr benötigte Kostüme werden, wenn möglich, laufend zurückgeliefert.

Die Kostümbildnerin gibt der Produktion fortlaufend Auskunft über den Stand der Kosten in ihrer Abteilung und weist rechtzeitig auf eine drohende Überschreitung des Etats hin. Sie wird bemüht sein, in allen Schwierigkeiten auf Lösungen im Dialog mit der Produktion und im Sinne der Qualität des Filmwerkes hinzuarbeiten.

Die Kostümbildnerin unterstützt die Produktion nach bestem Wissen bei der Einhaltung der Arbeitsrechts- und Arbeitsschutzvorschriften in der Kostümabteilung und ist gehalten, sich selbst und ihre bei der Produktion beschäftigten Kolleginnen und Mitarbeiterinnen für alle Belange der Arbeitssicherheit zu sensibilisieren.

Nach dem Dreh:
Der aufgebaute Betrieb muss innerhalb kurzer Zeit wieder aufgelöst werden; geliehene Kostüme werden gegebenenfalls aufgearbeitet und zurückgeliefert, fehlende Kostüme ersetzt, Lieferscheine und Rechnungen der Fundi überprüft und abgezeichnet. Der eventuelle Verkauf von Kostümen wird überwacht und aufgelistet. Noch brauchbare Kostüme werden gereinigt in einen produktionseigenen Fundus eingelagert, mit genauer Dokumentation an die Auftragssenderin geschickt oder in Absprache mit der Produktion verkauft bzw. einem karitativen Zweck zugeführt. Stark patinierte oder benutzte Kleidung, Wäsche oder anderweitig nicht weiterverwendbare Artikel werden entsorgt. Im Falle zu erwartender Nachdreharbeiten sind die entsprechenden Kostüme gesondert zu verwahren. Die Maschinen, Fahrzeuge und Hilfsmittel der Kostümabteilung werden je nach ihrer Herkunft zurückgeliefert.

Meist zum Schluss wird die letzte noch offene Teilabrechnung des Kostümetats vorgenommen, das Verrechnungsgeldkonto wird von der Filmgeschäftsführung ausgeglichen. Die Kostümbildnerin händigt der Produktion einen Endkostenstand bzw. eine Auflistung der Anzahl und Höhe noch ausstehender Rechnungen aus.

ANFORDERUNGEN

Entscheidende Berufsvoraussetzung ist die Fähigkeit, die projektabhängig wechselnden Anforderungen als Leiterin des Kostümteams nicht nur in kreativ-schöpferischer, sondern auch in logistischer, organisatorischer und zwischenmenschlicher Hinsicht erfüllen zu können. Dies erfordert ein hohes Maß an Fachkompetenz, sozialer Kompetenz und Flexibilität.

Unerlässlich sind eine umfassende Allgemeinbildung, fundierte Kenntnisse auf dem Gebiet der Kunst- und Kulturgeschichte sowie ein hohes Maß an Aufmerksamkeit und Interesse in allen Bereichen politischer und soziologischer Stil- und Kulturprägung. Spezielle kostümgeschichtliche Vorbildung inklusive breitgefächerter Stil- und Milieukenntnisse sind ebenso unabdingbar wie handwerkliches Fachwissen in allen Bereichen der Schneidertechnik, Schnittgestaltung, Textilherstellung und -bearbeitung sowie deren formale wie inhaltliche Auswirkung auf die Figur im Raum: die strenge Schnitt- oder Faltenführung eines Kleides, die bewusste Auswahl des kaltgrauen steifen Stoffes für ein Kostüm führen gezielt zu einer bestimmten Verhaltensform und damit Wirkung der filmischen Figur. Das Kostüm vermittelt Härte und Unbeweglichkeit oder, im entgegengesetzten Falle, Weichheit und Verletzlichkeit aus sich selbst heraus und im Spiel der Rolle. Stoffe und Materialien liegen direkt auf der Haut, können Wohl- und Unwohlsein hervorrufen, transportieren Stärke und Schwäche, beeinflussen ganz direkt die Ausstrahlung der Figur und prägen als Kostüm in Farbe, Schnitt und Struktur die authentische Wirkung der Figur im szenischen Raum.

Ebenso ist das Wissen um Farben, Licht und deren (Wechsel-) Wirkung von grundlegender Bedeutung für den Kostümbildner und muss mit den entsprechenden Gestaltungselementen im Szenenbild und der Kameraführung in Beziehung gesetzt werden.

Dramaturgisches Denken bis in alle Teile des Werkes hinein rundet die Fähigkeit ab, die authentische Umsetzung einer Geschichte im Film mitzugestalten.

AUSBILDUNG

Die Berufsbezeichnung Kostümbildnerin ist nach wie vor weder staatlich anerkannt noch gesetzlich geschützt. Die meisten Kostümbildnerinnen haben eine Ausbildung in einem artverwandten gestalterischen Beruf durchlaufen, etwa in einer Berufsfachschule oder Fachhochschule im Bereich Mode bzw. Design oder sie haben eine handwerkliche Ausbildung zum Damen- oder Herrenschneider bis zur Gewandmeisterei absolviert.

Verschiedene Kunsthochschulen bieten Studiengänge für Bühnenbild und/oder Kostümbild an; seit einigen Jahren gibt es auch Weiterbildungsmöglichkeiten zur Kostümbildnerin zusätzlich zu einer bereits absolvierten Berufsausbildung.

Letztlich sind praktische Erfahrungen als Garderobiere am Filmset und eine geraume Zeit als Assistenz an der Seite einer erfahrenen Kostümbildnerin durch nichts zu ersetzen. Sie gewährleisten eine solide Basis für die weitere Entwicklung und die Möglichkeit, einen gründlichen Einblick in die Anforderungen dieses Berufes zu nehmen.